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Abteilung Aikido
PSV Magdeburg 1990 e.V.

Japanische Sprache und Schrift

Auch wenn die Kenntnis der Japanischen Sprache für das Training nicht notwendig ist, hilft die grundlegende Information darüber einige Missverständnisse bzgl. der verwendeten Begriff aufzulösen. Nach einige Ausführungen zur Japanischen Sprache und Schrift an sich, wird nachstehend am Beispiel des Rituals des Trainingsbeginn und -endes die Aussprache und Bedeutung der verwendeten Worte erläutert.

Die Japanische Sprache

Entgegen landläufiger Annahmen ist Japanisch (jap. 日本語, nihongo) an sich nicht schwer zu erlernen. Die Japanische Sprache ist sehr regelmäßig und die wenigen Ausnahmen beziehen sich vor allem auf häufig verwendete Verben wie z.B. gehen (jap. 行きます, ikimasu). Sie ist sogar für in Mitteldeutschland Aufgewachsene mit dem entsprechendem Engagement akzentfrei sprechbar, da, abgesehen von einem r-l-Laut, keine uns unbekannten Laute enthalten sind.

Die Schwierigkeit liegt vor allem in dem geringen Verwandschaftsverhältnis zur deutschen Sprache und die sehr fein abgestuften Höflichkeitsformen, die für Europäer nur sehr schwer in Gänze erfassbar sind. Mit der Verwendung der normal höflichen Sprache Teineigo, die unter Erwachsene immer verwendet wird, wenn kein besondere Vertrautheit oder hierarchische Beziehung besteht, liegen Europäer im Allgemeinen auf der sicheren Seite.

Auch in der japanischen Sprache gibt es eine Vielzahl von regionalen Dialekten, die sich in einer modifizierter Aussprache oder favorisierten Begriffen niederschlägt. Teilweise variiert hier auch die Ausprägung der Höflichkeitsformen. Einige der von uns häufig verwendeten Vokabeln weichen aufgrund der Unterschiede zwischen dem östlichen Dialekten des Tokio-Typs (東京式 Tōkyō-shiki) und den westlichen Dialekten des Kyoto-Osaka-Typs (京阪式 Keihan-shiki) leicht ab.

Die Japanische Schrift

Im Gegensatz zur japanischen Sprache ist die japanische Schrift erst sehr spät entstanden und durch die gleichzeitige Verwendung von Kanji, Hiragana und Katakana sehr kompliziert. Zunächst wurde ähnlich der Verbreitung des Latein in Europa die chinesische Sprache und Schrift zum Aufschreiben verwendet. Die chinesichen Schriftzeichen wurden zum Schreiben der japanischen Sprache übernommen. Diese waren den Japanern aber zu aufwändig und ermöglichten auch nicht die Verschriftlichung aller Feinheiten der japanischen Sprache. Sie werden heute als Kanji bezeichnet und für die Hauptwörter und Wortstämme von Verben und Adjektiven verwendet.

Darüber hinaus entstanden nahezu gleichzeitig zwei Silbenalphabete. Das am japanischen Kaiserhof entwickelte Hiragana zeichnet sich durch weiche Formen aus und wird in der moderenn japanischen Schrift für das schreiben z.B. Partikeln und flexierten Endung von Verben verwendet. In japanischen Buddistischen Klöstern enstand die Silbenschrift Katakana, welche im modernen Sprachgebrauch zum Schreiben von nicht-japanischen Begriffen (teilweise auch chinesichen Begriffen) verwendet wird.

Die Verwendung der unterschiedlichen Schriften läßt sich gut am Wort gehen (jap. 行きます, ikimasu) verdeutlichen. 行 ist das Hauptwort und bedeutet Reihe. Durch das Anfügen der Silbe ki (Hiragana: き) entsteht iki (jap. 行き), das Wort für gehen. Die Endung masu (Hiragana ます), bei der das u immer stumm ist, lässt daraus die Grundform der normal höflichen Form (Teineigo) entstehen. Durch Variation der Endung zu mashita (Hiragana ました) entsteht die Vergangenheitsform "ich ging" (jap. 行きました, ikimashita).

Es gibt noch eine Besonderheit hinsichtliche Aussprache bei der Verwendung und Lesung der Kanji. Für jedes Kanji gibt es eine On-Lesung, auch als Klang-Lesung bezeichnet, welche sich an die unsprünglich chinesiche Aussprache anlehnt. Im Gegensatz dazu ist die Kun-Lesung die Assoziation eines chinesichen Schriftzeiches mit dem bereits vorher existierenden japanischen Wort. Am Beispiel des Wortes Schwert (jap. 刀), welches für das einschneidige japanische Schwert steht, soll dies verdeutlicht werden. Die On-Lesung von 刀 lautet tō, während die Kun-Lesung schlicht Kantana ist. Das Wort bzw. die Silbe Ken (jap. 剣) wird im Allgemeinen für ein zweischneidiges Schwert verwendet.

Rituale bei Begrüßung und Verabschiedung im Aikido-Training

Zu Beginn des Trainings setzen sich alle Trainingsteilnehmer gegenüber der Kamiza (deutsch) (Bedeutung im Budo, english), welche üblicherweise an der Vorderseite (Shomen) des Dōjōs aufgestellt ist, in den Kniesitz Seiza. Der Lehrer (Sensei) oder Trainer/Übungsleiter (auch als senpai bezeichnet) sitzt üblicherweise nahezu mittig leicht ausgerückt vor der Kamiza.

Der Beginn und das Ende eines jeden Trainings ist durch eine kurze Meditation gekennzeichnet. Diese wird durch das Kommando Mokusō (jap. 黙想,Schweigen Gedanke), welches für ruhiges Denken oder auch Meditation steht, eingeleitet.

Es setzt sich aus den Silben Mo, Ku, So und U zusammen. Hierbei wird Mo voll ausgesprochen, die Silben Ku und So werden aber zusammengezogen, so das bei schneller Aussprache das U kaum hörbar ist. Die Silbe So wird durch die Verlängerung mit der Silbe U lang gezogen. Die Verlängerung durch "ou" wird je nach Dialekt entweder "oo" oder "ou" ausgesprochen. Die Aussprache kann z.B. mit Hilfe des Google-Translators nachvollzogen werden.

Beendet wird die Meditation durch das Kommando Mokusō Yame, was soviel wie Meditation verlassen/beenden bedeutet.

Anschließend wird sich auf das Kommando "Shomen ni rei" des Lehrers zur Kamiza verbeugt. Dies setzt sich aus der Richtungsangabe für die Vorderseite des Dojos "Shomen", den verbindenen Partikel "ni" (nach) und dem Wort "Rei" (Verbeugung) zusammen.

Nun erfolgt die Begrüßung zwischen Lehrer und Schülern mit den Worten "Onegai shimasu" und gleichzeitiger Verbeugung von allen Beteiligten. Onegai heisst Wunsch und shimasu bedeutet machen. Es gibt sehr viele Bedeutungen und Übersetzungen für diese Redewendung z.B. Bitte und Danke. In den Kampfkünsten wird es mit "Ich bitte um Unterweisung" übersetzt. Aus Bescheidenheit und da auch der Lehrer immer etwas von seinen Schülern lernt, erwiedert er dies gleichzeitig.

Zum Abschluss des Trainings erfolgt wieder ein Mokusō. Im Anschluss wird die Verbeugung von Schülern und Lehrer zueinander, diesmal von dem Ausspruch "Domo arigatō gozaimashita" (jap. ども ありがとう ございました) begleitet. Einfach übersetzt bedeutet es "Vielen Herzlichen Dank" oder im übertragenden Sinne ist es eine sehr höfliche Form von "Vielen Dank für das Gegebene". Zum Abschluss geht jeder zweite einen Schritt nach vorn und verbeugt sich gegenüber seinem rechten Nachbarn stellvertretend für alle mit denen er in diesem Training geübt hat und man bedankt sich erneut gegenseitig.